Seniorenpferd – so schaffst du mehr Lebensqualität im Alter
Wenn unsere Pferde altern, bemerken wir meist nach und nach Veränderungen u.a. in ihrem Aussehen, Verhalten und in der Bewegung. Manchmal zeigt sich auch plötzlich ein gesundheitliches Thema, das wir nicht haben kommen sehen. Was gilt es also zu beachten in der Haltung von Seniorenpferden? Ein paar meiner Tipps dazu findest du in diesem Artikel.
Ab wann ist ein Pferd eigentlich alt?
Wie du sicherlich weißt, ist die Lebenserwartung eines Pferdes stark davon abhängig, ob es einer großen oder einer kleinen Rasse angehört. Es ist durchaus möglich, dass ein Shetland Pony 40 Jahre alt werden kann, während ein Shirehorse häufig kaum 20 Jahre alt wird. Natürlich spielen auch hier genetische Prädispositionen für bestimmte Krankheiten eine weitere Rolle.
Grundsätzlich lässt sich sagen:
Ab einem Alter von 20 Jahren gilt ein Pferd als Senior
Wie alternde Menschen so haben auch alternde Pferde ihre „Rentnerproblemchen“. Arthrose lässt grüßen 😉
Doch Prävention mithilfe einer angepassten Haltung kann bereits deutlich dazu beitragen, das Risiko gesundheitlicher Probleme alternder Pferde zu minimieren und die Lebensqualität zu steigern. Was kannst du also tun?
Meine 5 Tipps für mehr Lebensqualität für alte Pferde:
1. Fütterung und angepasste Nährstoffversorgung
- Raufutterversorgung möglichst in vielen kleinen Portionen über den Tag hinweg, je nach Zahnzustand eingeweichte Heucobs zufüttern
- erhöhter Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (lasse ggf. ein Blutbild machen)
- ausreichend Flüssigkeitszufuhr – alte Pferde neigen dazu, zu wenig zu trinken
2. Gewichtsmanagement
Das ist ein häufiges Problem bei Seniorenpferden – meistens geht’s zu weit rauf oder zu weit runter.
Untergewicht: Es besteht die Gefahr, dass die kalten Wintermonate für dein altes Pferd eine Qual werden können, weil es kaum seine Körpertemperatur aufrecht erhalten kann. Da gilt es dann, art- und altersgerecht zuzufüttern. Wo wir schon dabei sind: Mais und Silage sind kein Pferdefutter.
Übergewicht: Kann zu Herz-Kreislauferkrankungen führen und durch die höhere Belastung der Muskeln, Sehnen, Gelenke und Bänder die Bewegung einschränken (zusätzlich zu altersbedingten Arthrosen z. B.).
Wenn es für dich eine echte Herausforderung sein sollte, dein Pferd auf einem gesunden Gewicht zu halten, solltest du einen Therapeuten zur Rate ziehen. Gewichtsproblematiken können auch schwerwiegende Erkrankungen wie bspw. EMS oder PPID (Cushing) zugrunde liegen.
3. Thermoregulierung/Witterung
Besonders in der kalten Jahreszeit und in Offenstallhaltung kann es notwendig sein, dein Seniorenpferd bei der Thermoregulierung zu unterstützen. Stichwort: Eindecken! Allerdings ist es nicht damit getan, eine Decke draufzuwerfen. Sobald du mit Eindecken beginnst, solltest du unterschiedlich schwere Decken für unterschiedliche Temperaturen parat haben und auch die Möglichkeit haben, dein Pferd mehrmals am Tag umzudecken. Hitzestau unter der Decke ist unbedingt zu vermeiden! Tipp am Rande: Wenn du über die Wintermonate eindeckst, achte darauf, dein Pferd zwischendrin auch mal „auszulüften“ und betreibe regelmäßige Fellpflege. Haarlinge vermehren sich gerne unter den kuscheligen Decken.
Ein witterungsgeschützter Unterstand ist übrigens Pflicht! Manchen Seniorenpferden tut es auch gut, im Winter in eine Boxenhaltung zu wechseln (das ist immer eine Einzelfallentscheidung und will gut durchdacht sein).
Im Sommer sollten für alle Herdenmitglieder reichlich Schattenplätze vorhanden sein und auch jederzeit Zugang zu frischem Wasser. Siehe hier auch Punkt 5.
4. Fellwechsel
Der Fellwechsel ist für alte Pferde richtig anstrengend und erfordert Höchstleistung vom Körper, vor allem für Leber, Nieren und die Haut. Starkes Schubbern durch Juckreiz und offene, entzündete Stellen können die Folge sein.
Deshalb solltest du dein Pferd in dieser Zeit besonders unterstützen, z. B. mit entsprechenden Kräutern und Nährstoffen. Ich berate dich gerne.
5. Herdenleben
Stichwort „Stress“ – Alte Pferde benötigen mehr Ruhe, als die jungen Hüpfer. Achte darauf, dass dein Pferd immer die Möglichkeit hat, sich eine ruhige Ecke zum Ruhen zu suchen. Gerade nachts kann es hilfreich sein, dein Pferd abzutrennen oder in eine extra Box zu stellen. Schlafmangel bei alten Pferden ist keine Seltenheit.
Auch kann es durchaus vorkommen, dass Seniorenpferden der Zugang zum Heu oder dem Wasser verwehrt wird, wenn es nicht genügend Fressplätze und Tränken gibt – knappe Ressourcen müssen schließlich verteidigt werden. Wenn du als Einsteller keine Möglichkeit findest, diese Punkte zu verbessern, ist es unter Umständen sinnvoll, den Stall zum Wohle deines Pferdes zu wechseln.
Meine Islandstute Yma ist übrigens 26 und kam bereits als Seniorin mit ein paar Handicaps zu mir. Dank der Naturheilkunde, entsprechendem altersgerechten Haltungsmanagement & Training und natürlich viel Zuwendung hatte sie bereits nach ein paar Monaten deutlich mehr Lebensqualität als zuvor. Heute steht da ein ganz anderes Pferd vor mir als damals. 🐎♥️
Hast du gerade Herausforderungen mit deinem alten Pferd und bist dir unsicher, was du noch tun kannst? Ich bin gerne für euch da – alle Kontaktmöglichkeiten findest du hier.